Gerade stehe ich mal wieder vor der Aufgabe eine Stelle zu besetzen. Eigentlich Routine. Schon tausend Mal gemacht. Naja vielleicht nicht ganz so oft, aber Erfahrung ist genug da. Aber wie sollte eigentlich eine Stellenanzeige aussehen? Was interessiert Kandidaten, die auf Jobsuche sind? Schauen wir uns an, welche Infos in den Stellenanzeigen fehlen und was Kandidaten von der Bewerbung abhält.
Stellenausschreibung: Oft gähnende Langeweile
Beim Blick auf Stellenanzeigen gibt es wenig Neues. Der sehr große Teil der Anzeigen fängt mit einer Unternehmensbeschreibung an. Wie man das eben schon seit Jahren und Jahrzehnten kennt. Zahlen, Daten, Fakten. Wir sind die größten, tollsten, in der ganzen Welt vertreten und überhaupt. So richtig zum wegnicken. Das kann irgendwie nicht der Weg sein, Mitarbeiter zu finden, die immer komplexere Aufgaben lösen sollen, hochqualifiziert sind und zunehmend „unkonventioneller“ Arbeiten sollen. Die StepStone Studie „Kandidaten im Fokus“ kommt wenig überraschend zum Schluss, dass Stellenanzeigen viel Optimierungspotenzial bieten. Sie sind der im Normalfall der erste Kontakt zwischen dem Unternehmen und dem Kandidaten. Dennoch werden die Möglichkeiten des Mediums Stellenanzeige nicht annährend ausgeschöpft. Nur 24% der Fachkräfte sind der Meinung, dass die Informationen in Stellenanzeigen in der Regel ausreichen.
Was in Stellenanzeigen fehlt
Zu allererst fehlt es den Kandidaten an Gehaltsangaben. Das sagen laut StepStone 59% der Befragten. Jeder zweite wünscht sich weitere Angaben zu Arbeitszeiten und Arbeitszeitmodellen. Außerdem wünschen sich die Bewerber mehr Informationen zu den eigenen Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten (39%). Die Darstellung der Mitarbeiter, wie sie das Unternehmen, die Kollegen und die eigene Arbeit sehen und bewerten, ist ein weiterer wichtiger Aspekt (37%). Auch die Zusammenarbeit ist ein gewichtiger Faktor aus Sicht der Kandidaten (34%).
Was eine Bewerbung verhindert
Für vier von zehn Kandidaten ist eine unattraktive Stellenausschreibung und/oder fehlende Informationen ein Grund, sich gar nicht erst auf die ausgeschriebene Stelle zu bewerben. Die Anforderungen sind häufig sehr weitreichend, nicht selten staunen selbst die Kollegen und der aktuelle Stelleninhaber nicht schlecht, welche Qualifikationen für die ausgeschriebene Vakanz mitzubringen sind. Für 39% der Befragten erscheinen die formellen Anforderungen an den Bewerbungsprozess zu kompliziert.
Mit der Digitalisierung und Online-Bewerbungsformularen bzw. Karriereportalen soll es einfacher und für alle Beteiligten schneller gehen. Tatsächlich sagen 24% der Befragten, dass gerade ein Online-Bewerbungsformular oder das Karriereportal sie von ihrer Bewerbung abhält. Für 13% ist die Karrierewebsite nicht ansprechend.
Kandidatenwunsch: Unternehmenskultur und authentische Information
Der Unternehmensalltag soll für die Bewerber erlebbar und nachvollziehbar sein. 60% der Kandidaten sagen, dass Zusatzinformationen zum Unternehmen, wie z.B. die Unternehmensdarstellung aus Sicht der Mitarbeiter, ihre Entscheidung für einen Job beeinflussen. Gleichzeitig sehen nur 36% der Befragten, dass Unternehmen sich bei der Mitarbeitersuche als authentische Arbeitgeber positionieren und präsentieren.
Der Chef und das Team als Entscheidungsfaktor
Eindeutig ist die Rückmeldung zum zukünftigen Chef als Entscheidungskriterium bei der Stellensuche. Die Befragten nennen gute Zusammenarbeit mit dem zukünftigen Chef als entscheidend für die Arbeitszufriedenheit. 96% wollen im Vorstellungsgespräch den potenziellen direkten Vorgesetzen kennenlernen.
Die Hälfte der Kandidaten möchte mindestens einen der zukünftigen Kollegen treffen. Die Teilnahme eines Ansprechpartners aus dem Personalbereich am Vorstellungsgespräch ist für 30% der Befragten von Bedeutung.
Dauer des Bewerbungsprozesses
Der gesamte Prozess der Bewerbung darf aus Sicht der Bewerber maximal zwei Monate dauern. Ein Drittel der Fachkräfte wird bereits nach einem Monat ungeduldig. Die erste verbindliche Rückmeldung erwartet die Mehrheit nach maximal zwei Wochen.
Prioritäten beim Wechsel
An erster Stelle steht für die Kandidaten ein höheres Gehalt (74%). Fast genauso viele Befragte (70%) erklären, dass mehr Freiheiten bei der Gestaltung des Arbeitstages von Bedeutung sind. Hier geht es um Flexibilität bei der Arbeitszeit und dem Einsatzort. 67% der Fachkräfte geben mehr Freiheiten bei der inhaltlichen Gestaltung des Tätigkeitsprofils an. Mehr Entscheidungskompetenz und ein breiteres Aufgabenspektrum nennen 59 bzw. 58%.
Der Weg bis zum Einstieg
Von der ersten Recherche bis zur Vertragsunterschrift vergehen im Bewerbungsprozess bei qualifizierten Fachkräften durchschnittlich 6 Monate. Dabei dauert es bei den Naturwissenschaftlern aufgrund der engen Spezialisierung am längsten (9 Monate). Rund 5 Monate brauchen Ärzte und Juristen um einen neuen Job anzufangen. Letztendlich dauert der erfolgreiche Bewerbungsprozess durchschnittlich 2,4 Monate. Das ist länger, als die Bewerber mit zwei Monaten als die maximal akzeptable Dauer nennen.
Vorher vs. Nacher
Den meisten Unternehmen gelingt es, die im Bewerbungsprozess geweckten Erwartungen der Kandidaten nach dem Einstieg zu erfüllen. Bei 18% der Fachkräfte sind die eigenen Erwartungen an den Arbeitgeber sogar positiv übertroffen. Auf der anderen Seite sind allerdings 30% der Bewerber nach dem Einstieg negativ überrascht. In Stellenanzeigen und im Bewerbungsprozess wird häufig ein beschönigendes Bild des Unternehmens gemalt.