„Flow-Erleben“ im Job – Alles im Fluss

Wann bist du das letzte Mal so voll und ganz in einer Tätigkeit aufgegangen? War das im Job? Oder doch eher in der Freizeit? – Mit Flow-Erleben wird der Zustand beschrieben, in dem ein Mensch sich völlig in einer Tätigkeit „verliert“. Flow wirkt sich kurz- und langfristig positiv auf Leistung aus. Ich suche in diesem Blog Antworten auf die Frage, bis zu welchem Grad das Flow-Erleben förderlich ist.

Was ist Flow

Flow kann als moderate und positive Form von Stress betrachtet werden. Er mit seinem positiven Effekten auf Wohlbefinden, Motivation und Leistung ein großes Potenzial bei der Gestaltung gelingender Arbeits- und Lernwelten. Es handelt sich um einen Zustand erhöhter Aktivierung, Phasen des Flow-Erlebens sollten mit Phasen von Entspannung abwechseln.
Im Flow ist die ganze Aufmerksamkeit auf die aktuelle Aufgabe gerichtet, und das scheinbar mühelos. Die Zeit vergeht „wie im Flug“. In diesen Momenten nehmen wir uns selbst und alle anderen Probleme nicht mehr wahr, wir sind in der aktuellen Tätigkeit ganz versunken. Außerdem ist Flow geprägt durch ein starkes Kontrollgefühl bzw. ein stark kontrolliertes Vorgehen: Schritt für Schritt folgt einem Automatismus, in jedem Moment ist klar, was als nächstes zu tun ist.

Höhere Leistung im Flow

Das Flow-Erleben motiviert uns dazu, Aufgaben um ihrer selbst Willen zu lösen. Flow-Erleben führt in diesem Sinne zu mehr Motivation und Engagement – und sorgt damit für bessere Leistungen. Kurzfristig wirkt sich Flow zunächst positiv auf Leistung aus, was Studien mit Computerspielen bestätigen. Im Flow lassen wir uns weniger ablenken, wir konzentrieren uns stärker auf die aktuelle Aufgabe. Das ermöglicht effizienteres Arbeiten, wir bleiben länger bei der Sache, zeigen insgesamt mehr Ausdauer. Aber auch langfristig hat Flow positive Effekte auf die Leistung: Flow-Erleben führt dazu, dass wir uns öfter und intensiver einer Sache widmen und dadurch die Fähigkeiten in der Ausübung verbessern.

Der Zusammenhang zwischen Flow und Leistung

Der Zusammenhang zwischen Flow und Leistung ist nicht uni-direktional, eine hohe Leistung begünstigt wiederum das Flow-Erleben. Beherrsche ich eine bestimmte Aktivität sehr gut und erfülle dabei hohe Anforderungen, führt mich das eher zum Flow, als wenn die Fähigkeiten und Anforderungen vergleichsweise gering sind. Rheinberg nennt das den Expertise-Effekt des Flow-Erlebens, der insbesondere bei komplexen Tätigkeiten auftaucht. Das Feedback, das in vielen Aktivitäten unmittelbar enthalten ist, spielt dabei eine wichtige Rolle. Das Beispiel des Pianisten zeigt dies deutlich: Er hört selbst bei jedem Ton, ob er ihn richtig gespielt hat und gewinnt zeitgleich den Eindruck der eigenen Leistung. Das beeinflusst das Empfinden eines flüssigen Verlaufs der Tätigkeit – ein zentrales Merkmal des Flow-Erlebens.

Lebenszufriedenheit im Flow

Langfristig erhöht häufiges Flow-Erleben die Lebenszufriedenheit und das affektive Wohlbefinden. Darüber hinaus sorgt Flow für einen Zuwachs persönlicher Ressourcen wie Selbstwirksamkeit. Das begünstigt zukünftiges Flow-Erleben, woraus sich eine Art Aufwärtsspirale aus Flow und persönlicher Ressourcen entwickelt. Moneta erklärt den Effekt von Flow auf positiven Affekt und Wohlbefinden so: Flow-Erleben steigert die Motivation, noch schwierigere Aufgaben anzugehen und hilft dabei sie zu meistern. Wir entwickeln uns in der Folge weiter, die Erfolgserlebnisse fühlen sich gut (belohnend) an.

Flow befriedigt Grundbedürfnis nach Kompetenz

Die Self-Determination Theory von Ryan und Deci besagt, dass damit das Grundbedürfnis nach Kompetenz erfüllt wird, eine elementare Voraussetzung für Wohlbefinden. Im Einklang hierzu zählt auch Seligman Engagement und Zielerreichung (Accomplishment) zu den fünf Säulen des Wohlbefindens. Vermutlich trägt ein weiteres Merkmal zum Flow-Erleben bei: wir erleben ein hohes Maß an Kontrolle in der Tätigkeit und das Wissen um den nächsten Schritt gibt Sicherheit. Langfristig steigert das die wahrgenommene Autonomie, die laut der Self-Determination Theory ein weiteres Grundbedürfnis ist und gleichzeitig zentrale Voraussetzung für Wohlbefinden.

Flow durch dynamische Balance von Herausforderung und Erholung

Zentrale Voraussetzung für Flow-Erleben ist die Balance zwischen Anforderungen der Aufgabe und die Fähigkeit der Person. Bei zu geringen Anforderungen fühlen wir uns gelangweilt, bei zu hohen fühlen wir uns gestresst. Anforderungen und Fähigkeiten sollten sich möglichst auf hohem Niveau befinden. Neueste Studienergebnisse zeigen außerdem, dass eine dynamische Balance, in der sich herausfordernde (aber erfüllbare) Anforderungen mit Erholungsphasen abwechseln, am ehesten zum Auslösen von Flow geeignet ist. Weitere Voraussetzungen für Flow sind klare Ziele und unmittelbares Feedback.

Meilensteine und Zwischenziele zum Flow

Es erscheint gerade bei umfangreichen Arbeits- und Lernprozessen sinnvoll, Meilensteine zu setzen und möglichst konkrete Zwischenziele zu definieren, um im gesamten Prozessverlauf immer wieder eindeutiges Feedback zur Zielerreichung zu erhalten. Außerdem gelten große Aufgabenvielfalt, wahrgenommene Autonomie, Identifikation mit der Aufgabe und die subjektive Bedeutung sowie die soziale Unterstützung durch Kolleg*innen und Vorgesetzte als flow-förderliche Rahmenbedingungen. Eine hohe Bindung an das Unternehmen wirkt sich ebenfalls positiv auf das Flow-Erleben aus.

Unterstützer des Flow-Erlebens

Wie zuvor dargestellt wirkt sich Flow positiv auf Leistung und Wohlbefinden aus. Eine Förderung von Flow im Alltag – egal ob bei Arbeit, beim Lernen oder in der Freizeit – erscheint erstrebenswert. Die zuvor dargestellten Bedingungen unterstützen Flow-Erleben: die dynamische Balance aus Anforderung und Fähigkeit, klare Ziele und klares Feedback, Aufgabenvielfalt, Autonomie, die Identifikation mit der Aufgabe und deren subjektive Bedeutung sowie soziale Unterstützung. Diese Bedingungen in Unternehmen lassen sich beispielsweise durch Maßnahmen der Arbeitsgestaltung sowie eine entsprechende Unternehmenskultur umsetzen.

Inspiration zu diesem Beitrag: Michaela Brohm-Badry, Corinna Peifer, Julian M. Greve (Hrsg.): Positiv-psychologische Forschung im deutschsprachigen Raum – State of the Art

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