Arbeitsmarkttrend Y – Klarheit und Verlässlichkeit gesucht

Der moderne Arbeitsmarkt zeigt, dass vorhandene Entwicklungen häufig nicht den Wünschen der Arbeitnehmer entsprechen. Klare Strukturen und verlässliche Arbeitsverhältnisse – klingt total überholt, oder? – Ist aber der Wunsch vieler junger Menschen.

Eineinhalb bis zwei Millionen Jobs werden in den nächsten sieben Jahren aufgrund der Automatisierung wegfallen. Davon geht das Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus. Das ist das Statement des Staatssekretär Björn Böhning auf der Konferenz Work Awesome am 29. November 2018. Die anstehenden Veränderungen bringen große Herausforderungen in Sachen Weiterbildung und Flexibilisierung. Interessanterweise zeigen Forschungsergebnisse, dass gerade jüngere Arbeitnehmer wieder deutlich mehr Jobsicherheit und stabilere Arbeitsbedingungen wünschen. Die genannten Trends aufeinander abzustimmen könnte einer der zentralen Herausforderungen der kommenden Jahre werden.

Die Zukunftstrends unter Arbeitnehmern

Viel wurde er benutzt, der Begriff der „Generation Y“. Für manche von uns zu viel. Die Generation Y stellt angeblich ganz neue Anforderungen an den Arbeitsmarkt. Es herrscht ein starker Wunsch nach Individualität und Flexibilität. Professor Susanne Böhlich von der IUBH Internationalen Hochschule hat die Vorstellungen künftiger Arbeitnehmer im Alter zwischen 15 und 25 Jahren zum Gegenstand ihrer Forschungen gemacht. Eine Abkehr vom beschriebenen Trend lässt sich nach ihrer Aussage erkennen: „Die junge Generation hat erlebt, dass sich die Träume der Vorgänger über Sinnhaftigkeit, Abwechslung und Selbstverwirklichung im Arbeitsleben nicht erfüllt haben. Sie ist auf dem harten Boden der Realität angekommen.“

Nach Böhlich stehen vor allem folgende Aspekte gerade wieder stärker bei jüngeren Arbeitnehmern im Vordergrund:

  1. Jobsicherheit statt Selbstverwirklichung
  2. Work-Life-Separation statt Work-Life-Blending
  3. Klare Strukturen statt spannende Herausforderungen
  4. Lernen und Entwicklung als Anreiz und Motivation

Herausforderung Unsicherheit vermeiden

Es stellt sich die Frage, ob die geforderte Jobsicherheit in Zukunft gegeben sein wird. Die Umschichtung der Arbeitsplätze u.a. aus oben genannten Gründen lässt erwarten, dass Arbeitnehmer auch in den kommenden Jahren auf immer schnelllebigere Jobprofile und Arbeitsstellen einstellen müssen. Freiberufliche und projektbezogene Tätigkeiten werden vermutlich noch stärker eine Rolle spielen. Jobbörsen, die Arbeit in minutentakt anbieten, entstehen gerade auch in Deutschland. Xing hat 1500 seiner Mitglieder befragt. Von diesen arbeiten 17 Prozent bereits heute auf freiberuflicher Basis. Die Autoren des New Work Trendbooks, in denen die Ergebnisse nachzulesen waren, gehen von einem Anstieg dieser Form der Arbeit aus.

Update der Work-Life-Balance

Laut Professor Böhlich kehrt sich der Trend bei der Trennung von Arbeitswelt und Privatleben auch um. Bei den jungen Arbeitnehmern stehen klare Arbeitszeiten und ein eigener Schreibtisch sehr hoch im Kurs. Die Befragung im Rahmen des New Work Trendbook zeigte, dass etwas mehr als die Hälfte der befragten Arbeitnehmer eine klare Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit bevorzugt. Die Jüngeren fokussieren sich wieder stärker auf familiäre Werte. Es wird die eindeutige Empfehlung ausgesprochen, dass Arbeitgeber sich für die klare Freizeit am Feierabend und auch am Wochenende stark machen sollten. Dies ist ein Instrument, um im Wettbewerb um Fachkräfte mithalten zu können.

Die Renaissance der Hierarchien

Böhlich kommt weiter zum Ergebnis, das die (künftigen) Arbeitnehmer im Alter von 15 bis 25 Jahren aufgrund ihrer Ausbildung stärker an klare Strukturen und Autoritäten gewohnt sind. Spannende Herausforderungen sind für die Personen dieses Alters nicht mehr so stark geschätzt. Autoritäten wird seltener widersprochen. Direkte Konfrontationen vermieden. Böhlich sagt, dass sich Unternehmen und Organisationen diesen Veränderungen stellen müssten. Anderseits ginge es nicht darum, blind den Ansprüchen zu folgen. Unternehmen stünden vor der Entscheidung, welchen Anforderungen der Mitarbeiter sie nachkommen wollen und können. So können sie die verschiedenen Erwartungen der Mitarbeiter managen. Damit ergäben sich neue Möglichkeiten und – sofern eine angemessene Führung der Mitarbeiter realisiert ist – beständige und realistische Teamkollegen.

Weiterbildung besonders gefragt

Lernen spielt eine ganz besondere Rolle – als Anreiz und Motivation.

Prof. Dr. Susanne Böhlich und Mrudula Oleti haben 100 junge Menschen (Studenten und Mitarbeiter der sog. Generation Y) befragt. Das kam dabei heraus:

Lernstil: Er hängt stark von Situation und Lernstoff ab. Die junge Generation möchte praktische Übungen. Wichtig ist selber machen und ausprobieren.

Lernmethode: Die Generation Y möchte handlungsorientiert Lernen, vor allem aber in Interaktion mit anderen.

Vorbereitung: Die jungen Leute geben an, sich zu Hause vorzubereiten.

Technologie: Technologie soll in sinnvollem Maße das Lernen erleichtern, z.B. mit Hilfe von Simulation – aber das nur als Ergänzung, nicht omnipräsent.

Kontrolle: Den meisten jungen Menschen ist es wichtig, eine gewisse Kontrolle über Inhalt, Vermittlung und Dauer des Trainings zu haben.

Leistungsbereitschaft: Theorie und Übungen sollen abwechslungsreich sein, längere Module von 2 bis 4 Stunden werden positiv bewertet. Die Befragten zeigen sich leistungsbereit.


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