Diese Megatrends sind in aller Munde: Demografischer Wandel, Digitalisierung, immer intensiverer globaler Wettbewerb, Individualisierung, neue Kommunikations- und Produktionsprozesse. Wir sind noch ganz am Anfang einer Zeitenwende mit historisch massiven Änderungen in Gesellschaft und Arbeitswelt. Wie erleben Fach- und Führungskräfte diese Veränderungen?
Dazu hat Stepstone im Frühjahr 2018 rund 17.000 Fach- und Führungskräfte zum Stellenwert der Arbeit im Leben und zum Wandel der Arbeitswelt befragt.
Job ist zentral im Leben
Der Job dient heutzutage nicht mehr nur dem reinen Broterwerb. Menschen definieren ihr Selbstbild durch ihre Arbeit. Der Job ist ein wichtiger Treiber der Zufriedenheit. Er beeinflusst auch das Privatleben direkt. Acht von zehn Befragten sprechen regelmäßig mit Familien und Freunden über die Erlebnisse auf der Arbeit. Der hohe Stellenwert der Arbeit lässt sich mit der Tatsache erklären, dass Menschen einen großen Teil ihrer Zeit im Beruf verbringen. Sie möchten einem Job nachgehen, der sie glücklich macht. Natürlich sind ein attraktives Gehalt und auch die Sicherheit der Arbeitsstelle wichtig für die Jobentscheidung. Diese sind allerdings in erster Linie Hygienefaktoren, die vor Unzufriedenheit schützen. Einen höheren Stellenwert hat bei Fachkräften allerding, dass ihr Job den eigenen persönlichen Neigungen entspricht. Sie möchten Spaß haben an ihrer beruflichen Tätigkeit, Sinn in der Arbeit finden. 62 Prozent der Fachkräfte ist es wichtig, eine Tätigkeit auszuüben, die sinnerfüllend ist. Die Mehrheit möchte also mit der Arbeit einen positiven Effekt erzielen. Und darin sind die meisten auch tatsächlich erfolgreich. 92 Prozent der Fachkräfte haben das Gefühl, dass sie mit ihrer Arbeit etwas bewirken können. Das ist von besonderer Bedeutung: die Arbeitsmotivation hängt stark mit dem Sinnerleben zusammen. Unternehmen sollten deshalb Sinnhaftigkeit vermitteln: durch klare Rollen- und Aufgabenverteilung und die Kommunikation einer langfristigen Vision. Führungskräfte sollten zudem eine Kultur des Vertrauens und Unterstützens pflegen. Wenn die Mitarbeiter das Gefühl haben, soziale Verantwortung übernehmen zu können, ergibt sich eine direkte Verbindung zum Empfinden der Sinnhaftigkeit der eigenen Tätigkeit. Neben der finanziellen Unterstützung von sozialen Projekten durch Unternehmen sollten Mitarbeitern die Möglichkeit gegeben werden, sich sozial einzubringen und damit den Austausch und Zusammenhalt des Teams in positiver Weise zu beeinflussen.
Außerdem suchen die Befragten Erfolgserlebnisse, selbstbestimmtes Arbeiten und eine ausgeglichene Work-Life-Balance, um Erfüllung in der Arbeit zu finden. Diese Wohlfühlfaktoren bestärken den Wunsch, dass Arbeit und Privatleben perfekt zueinander passen und eine gegenseitige Ergänzung darstellen sollen. Fachkräfte genießen aktuell die Freiheit, sich in einer ständig wandelnden Arbeitswelt beruflich verändern zu können. Nur 40% der Fachkräfte arbeiten derzeit in einem Beruf, auf den sie sich während der eigenen Ausbildung spezialisiert haben. Job-Life-Fit ist die Möglichkeit, sich ein eigener Regie für die Karriere zu entscheiden, die der aktuellen Lebenslage angemessen ist.
Lebenslanges (digitales) Lernen keine leere Phrase
Fachkräfte wissen, dass die aktuellen Veränderungen der Arbeitswelt besondere Herausforderungen mitbringen. Berufliche Weiterbildung ist für die Menschen unabdingbar, um diesen zu begegnen. Es geht um die Förderung der eigenen Kernkompetenzen und die Erweiterung der digitalen Kompetenzen. Dies versetzt die Menschen in die Lage, digitale Medien in einer virtuellen Umgebung souverän zu agieren. Heute sind 75% aller Fachkräfte bei der Erledigung der Arbeitsaufgaben von digitalen Medien (u.a. Internet, E-Mail) abhängig. 70 Prozent nutzen zusätzlich häufig Informationstechniken (z.B. fachspezifische Software). Nur für 8 Prozent der Befragten ist die Ausübung des Berufs ohne den Einsatz digitaler Medien möglich. Dies unterstreicht eindrucksvoll die Wichtigkeit digitaler Fähigkeiten in der heutigen Arbeitswelt. Umso größer ist die Bedeutung der Führungskräfte als Vorbilder in der aktiven Nutzung digitaler Medien im virtuellen Raum. Die Kommunikationsfähigkeiten der Führungskräfte gewinnen an Gewicht. Deutlich mehr Kommunikationssituationen und -umfelder sind heutzutage zu beherrschen. Das kann klassisch im Büro sein, im Homeoffice oder auch von unterwegs. Die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und der Austausch im Team stehen immer mehr im Mittelpunkt. Soft Skills wie Belastbarkeit, Problemlösungskompetenz und Kommunikationsstärke sind mehr als wichtige Erfolgsgaranten in unserer heutigen Arbeitswelt.
Unternehmen im Lernmodus
Aus den geschilderten Gründen können sich Unternehmen nicht mehr leisten, sich auf einmal erlernte Fähigkeiten der Mitarbeiter zu verlassen. Organisationen sollten ihren Mitarbeitern vielmehr in den unterschiedlichen Lebensphasen individuell angepasste Angebote zur beruflichen Weiterbildung und Karriere unterbreiten, was zu einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit beiträgt. Es ist von grundlegender Bedeutung für Entscheider in Unternehmen, Stärken und Potenziale der eigenen Belegschaft auf unterschiedliche Bedarfe hin zu analysieren und diese dann mit Hilfe spezifischer Weiterbildungsangeboten und Trainings auszugestalten. So ist es möglich, vorhandene Talente langfristig zu binden und auch zukünftige Mitarbeiter zu begeistern.
Faktoren der Arbeitszufriedenheit
Für die meisten Fachkräfte in Deutschland ist der Job sehr wichtig. Aber auch andere Bereiche wie Familie, Gesundheit oder Partnerschaft haben je nach Lebensphase ebenfalls eine hohe Priorität. Unternehmen sollten analysieren, in welcher Lebenslage sich die gesuchten Fachkräfte befinden, um die Ansprache mit zielgruppengerechten Angeboten durchzuführen.
Jüngere Kandidaten möchten schnell Verantwortung übernehmen und Zeit in ihre Karriere investieren. Kandidaten zwischen 30 und 50 Jahren sind familienorientierte Angebote und flexible Arbeitszeitmodelle wichtig. Unternehmen sollten sich die Frage stellen: Wie zufrieden sind die Mitarbeiter? Wie hoch ist die Fluktuationsrate? Welche Faktoren haben einen positiven Einfluss auf das Engagement und die Motivation der Mitarbeiter? Auf diesem Weg lassen sich Faktoren identifizieren, die zu einer langfristigen Mitarbeiterbindung führen.
Schornsteinkarriere als Auslaufmodell
Das Arbeitsleben ist in der heutigen Zeit geprägt von Brüchen, Umwegen und Neuanfängen. Patchwork-Biografien zeigen diese Dynamik im Berufsleben. 60 Prozent der Fachkräfte sind als Quereinsteiger in ihren Job gekommen. Unsere Gesellschaft bietet immer mehr individuelle Freiheiten. Dies bringt es ebenfalls mit sich, dass die Arbeitnehmer mehr Optionen bei der Jobwahl haben. Fachkräfte bewerten Arbeitsangebote nicht nur nach Arbeitsinhalten und der Höhe des Gehalts. Individuelle Mitarbeitervorteile fallen immer mehr ins Gewicht. Unternehmen sind gut beraten, in wichtige Wohlfühl-Faktoren zu investieren, wie z.B. Mitarbeiterevents oder regelmäßige Personalentwicklungsgespräche. So können sich Unternehmen im Wettbewerb um die besten Talente positiv abheben.
Inspiration zu diesem Beitrag: Stepstone Arbeitsreport 2018